Webschau August 2014

Darüber spricht das Netz … im August

Für pb21.de – Web 2.0 in der politischen Bildung schreibe ich jeden Monat eine Webschau. Hier ist die August-Ausgabe:

Die Webschau im August berichtet über die Debatte um Edward Snowdens Zukunft, das netzpolitische Regierungsprogramm und eine Studie zum Kommunikationsverhalten von Kindern. Außerdem wagen wir einen ausführlichen Blick über den Tellerrand.

Was fehlt? Zwei Geburtstage! 30 Jahre E-Mail und zehn Jahre podcast:
„Das Internet hat eigentlich immer Geburtstag. Feiern wir darum die E-Mail, für die einen der Niedergang der Briefkultur, für die anderen die wichtigste Erfindung seit dem Faustkeil.“, so heise.de. Und zu podcasts fragt sich spiegel.de: „Zehn Jahre nach der Erfindung stecken Podcasts in der Nische fest. Warum eigentlich?“

 

Lesetipp: Debatten im Netz – Hart aber fair

„Es ist ein Abgrund, in den deutsche Medien im Sommer 2014 blicken, wenn sie auf ihre Leserkommentare schauen: antisemitische Äußerungen in öffentlich-rechtlichen Call-in-Sendungen, rassistische Reaktionen auf der Facebook-Seite der Bild-Zeitung nach deren ‚Nie wieder Judenhass‘-Aufruf und üble Beschimpfungen als Reaktion auf den Putin-Titel vom Spiegel. Kommentare im Netz brauchen Regeln, das ist gerade angesichts der aktuellen politischen Debatten zu spüren. Ein Plädoyer für eine bessere öffentliche Streitkultur“ ist auf sueddeutsche.de zu lesen: Konsequente Einhaltung und Durchsetzung von Regeln und harte Moderation seien Voraussetzungen dafür: „Es ist ein überfälliger Schritt, dem (Netz-)Dialog eine Richtung zu geben: Warum redet man überhaupt? Welches Ziel verfolgt das Gespräch? Es ist keine Form der Zensur, sondern vielmehr Voraussetzung für einen geglückten Dialog, Antworten auf diese Fragen zu geben.“ Auch offline hapere es oft an einer guten Diskussionskultur. „Vielleicht ist der Abgrund, in den das Land dieser Tage schaut, in Wahrheit ein Spiegel, in dem man erkennen kann, welche Brandstifter in den vergangenen Jahren außerhalb des Netzes so viel Feuer gelegt haben, dass es jetzt auch innerhalb brennt.“

#streitkultur


Kurzmeldungen

Digitale Agenda

In der kommenden Woche soll das netzpolitische Regierungsprogramm beschlossen werden: „Die Regierung taumelt orientierungslos durchs ‚Neuland‘“ titelt handelsblatt.com, auf netzpolitk.org ist der Entwurf schon veröffentlicht: „Der große netzpolitische Wurf ist es noch nicht.“ Einen kurzen Überblick darüber, auf was sich die drei beteiligten Ministerien einigen konnten, gibt es auf spiegel.de. Gespannt sein darf man auf die Änderungen am Entwurf; hier wird sich zeigen, welche Verbände und Lobbyisten sich durchsetzen konnten.

Update: Digitale Agenda: Bundesregierung legt Pflichtenheft für die digitale Gesellschaft vor (heise.de).
#digitaleagenda #neuland

Streit wegen Gutachten: FragdenStaat gewinnt vor Gericht gegen Bundesregierung

„Wegen der Veröffentlichung eines Gutachtens ließ das Innenministerium die Internetseite FragdenStaat.de abmahnen. Die wehrte sich vor Gericht und bekam nun recht. Den von der Regierung angeführten Verstoß gegen das Urheberrecht mochten die Richter nicht erkennen.“ Es berichtete spiegel.de.
#fragdenstaat

4 x der Blick über den Tellerrand

Großbritannien: „Nur eine Woche hat die Regierung in London gebraucht, um ein neues Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung durchs Parlament zu bringen. Experten sehen darin eine ‚bedenkliche Ausweitung des britischen Überwachungsstaats‘.“ (spiegel.de)
Türkei: „Der Kurznachrichtendienst Twitter hat in der Türkei erneut ein regierungsfeindliches Twitter-Konto mit rund 760.000 Nutzern sperren lassen.“ (heise.de)
Deutschland/Ukraine/Russland: „Der deutsche Serverbetreiber Hetzner droht einer ukrainischen Nachrichtenseite, sie vom Netz zu nehmen. Offenbar auf Wunsch der russischen Medienaufsicht. Reporter ohne Grenzen ist empört. “ (spiegel.de)
Westafrika: „In den betroffenen Ländern führen das Festhalten an Traditionen und mangelnde Bildung dazu, dass sich das Ebola-Virus weiter ausbreitet. Social-Media-Kampagnen sollen nun auch abgelegene Dörfer erreichen.“ (ksta.de)
#tellerrand #ukraine #grossbritannien #tuerkei #westafrika

Führt E-Partizipation im Stadtentwicklungsbereich wirklich zu mehr Partizipation?

„Werden nicht auch durch die E-Partizipation, wie bei der klassischen Partizipation, viele Menschen ausgeschlossen? Sind wir dank der Digitalisierung wirklich auf dem Weg in eine ‚neue‘ partizipative Stadt, an der jeder teilnehmen kann? Oder bedeutet Online-Partizipation, dass sehr Wenige für sehr Viele Entscheidungen treffen?“ Einen Überblick über die in seiner Masterarbeit gefundenen Antworten auf diese Fragen gibt Yannick Haan auf seinem Blog: yannickhaan.tumblr.com.
#e-partizipation #stadtentwicklung

Algorithmen als neue Weltsprache

Auf sueddeutsche.de ist eine Artikelreihe zur Bedeutung von Algorithmen gestartet: „Sowohl Gesetze wie Algorithmen werden von Menschen geschrieben. Der Unterschied liegt darin, dass die Gesetze der kollektive Ausdruck einer Gesellschaft sind. Soziale Veränderungen und vor allem Werte formen Gesetze. Algorithmen aber werden von Ingenieuren geschrieben. Die sind keine Vertreter der Gesellschaft, sondern handeln im Dienst eines Instituts, einer Firma, eines Geheimdienstes oder auch nur für sich selbst. Wenn aber Algorithmen in der Welt der Maschinen die Sprache der Entscheidungen bilden, tut eine Gesellschaft gut daran, sich mit ihr zu beschäftigten.“
#algorithmen

CCC erweitert Strafanzeige gegen Geheimdienste und Bundesregierung

Und schreibt auf seiner Homepage ccc.de: „Nachdem durch neue Veröffentlichungen bekannt wurde, dass Daten von und zu mindestens einem der Tor-Server, der vom Chaos Computer Club (CCC) in Deutschland betrieben wird, offenbar direkt in den Überwachungssystemen der NSA landen, sind Ermittlungen des Generalbundesanwalts Harald Range nun dringend geboten. Der CCC erweitert daher seine Strafanzeige vom Februar gegen die Verantwortlichen bei den Geheimdiensten und in der Bundesregierung um die neuen Fakten und fordert, die verbotene geheimdienstliche Agententätigkeit gegen den CCC und alle betroffenen Nutzer des Anonymisierungsnetzwerks Tor zu ahnden.“
#ccc #strafanzeige

Animationsfilme demonstrieren den Einfluss von Überwachung auf das tägliche Leben

Auf netzpolitik.org kann man sehr schön gemachte Animationsfilme anschauen: „Die polnische Panoptykon Stiftung, die sich für Menschenrechte im Internet und gegen Überwachung einsetzt, hat eine kleine Animationsserie veröffentlicht: In vier kurzen Episoden aus dem Alltag einer polnischen Familie stellen sie einzelne Aspekte des täglichen Lebens dar, auf die Überwachung Einfluss nimmt. Ziel der Animationen ist es, den abstrakten Sachverhalt der Überwachung greifbar zu machen. Daher thematisieren die vier zusammenhängenden Videos die ‘positiven’ Hauptnarrative der Debatte: (1) Sicherheit, (2) Modernität, (3) Freiheit und (4) Privatsphäre.“


#ueberwachung #animation

Neue Studie über Kinder: Die Generation, die nicht mehr spricht

„Das Telefon ist out, sogar die E-Mail wirkt altmodisch: Wer im neuen Jahrtausend geboren wurde, kommuniziert ganz anders, zeigt eine Studie aus Großbritannien. 6-Jährige kennen sich demnach besser mit Computern aus als 45-Jährige.“ Es berichtete u.a. faz.net.
#kinder #kommunikation


 

Debatte: Soll Snowden sich stellen?

„Bundesjustizminister Heiko Maas rät dem ehemaligen NSA-Mitarbeiter Edward Snowden zu einer Rückkehr in die USA. ‚Er ist erst Anfang 30 und will sicher nicht den Rest seines Lebens auf der ganzen Welt gejagt werden oder von einem Asyl zum nächsten wandern‘“, so zeit.de. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann dazu: „‚Snowden darf keine dauerhafte Belastung für die deutsch-amerikanischen Beziehungen werden.‘“ (spiegel.de).
Heribert Prantl antwortet auf sueddeutsche.de: „Geh nach Hause! Diesen Ratschlag bekommt Edward Snowden tatsächlich vom deutschen Justizminister Heiko Maas. Die Europäische Union traut sich nicht, den amerikanischen Whistleblower zu schützen. Minister Maas verlangt von Snowden ein Vielfaches des Mutes, den er, Maas, selbst nicht aufbringt, um sich für Schutz und Sicherheit Snowdens einzusetzen. Es wächst offenbar das politische Phlegma gegenüber dessen Schicksal.“ Eine genauere rechtliche Einschätzung gibt es hier zu lesen; beschrieben wird, unter welchen Umständen die Enthüllungen Snowdens strafrechtlich verfolgt werden können.

#snowden #asyl


 

Dieser Artikel steht unter der CC-by-Lizenz (mehr dazu). Der Name des Autors/Rechteinhabers soll wie folgt genannt werden: CC-by-Lizenz, Autorin: Ute Demuth für pb21.de.