Webschau September 2014

Darüber spricht das Netz  … im September

Für pb21.de – Web 2.0 in der politischen Bildung schreibe ich jeden Monat eine Webschau. Hier ist die aktuelle Ausgabe:

Die Webschau im September berichtet darüber, wie die NPD Social Media nutzt, wieso das Informationsfreiheitsgesetz dazu beiträgt, Regierungserklärungen zu verstehen, und wie sich Frauenfeindlichkeit im Netz spiegelt. Außerdem: Die Probleme beim Einsatz von Open Educational Resources (OER) sind häufig kleiner als gedacht.

Lesetipp: Social Media und braunes Plüsch-Maskottchen

Im Vorfeld der Landtagswahlen am 31. August in Sachsen fragte ndr.de, welche Partei die meisten Freunde auf Facebook hat. Antwort: Die NPD. „Besorgniserregend ist die professionelle Machart des NPD-Auftritts, der so gar nichts vom sonst tumben Image der Partei hat. […] ‘Das Social Web ist für den modernen Rechtsextremismus das wichtigste Mittel, um Jugendliche anzusprechen und mit menschenverachtenden Ideologien zu beeinflussen’, heißt es dazu im aktuellen Jahresbericht ‘Rechtsextremismus online’ von jugendschutz.net. ‘Anleihen aus jugendkulturellen Phänomenen und aktuelle Netztrends fungieren als Türöffner. Sie führen dazu, dass Beiträge auch in neutralen Zusammenhängen und damit bei Personen außerhalb der rechtsextremen Szene Reichweite erzielen’.“
#streitkultur


Kurzmeldungen

Bundesregierung: So stark beeinflussen Meinungsforscher Merkels Politik

Das Informationsfreiheitsgesetz macht’s möglich: „Angela Merkel lässt sich sehr stark von der Meinungsforschung leiten. Das zeigen Umfragen im Auftrag des Bundespresseamtes, die der Spiegel ausgewertet hat. Sätze der Demoskopen schafften es fast wortgleich in eine Regierungserklärung. […] Zugänglich wurden die Umfragen erst durch einen Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz des Grünen-Politikers Malte Spitz. Das Bundespresseamt wehrte sich monatelang gegen die Herausgabe der Unterlagen. Spitz konnte sich schließlich vor Gericht durchsetzen.“
#informationsfreiheitsgesetz #meinungsforschung

NSA und britischer Geheimdienst haben offenbar Zugang zu Telekom-Netzen

… das deckte spiegel.de Mitte des Monats auf. Auf heise.de werden die Berichte und die Reaktionen der Provider ein paar Tage später aufgegriffen: „Nachdem berichtet worden war, dass sich der britische Geheimdienst GCHQ bei der Deutschen Telekom, Netcologne und Stellar PCS eingehackt hat, haben die Provider Einzelheiten zu den hauseigenen Überprüfungen des Sachverhalts öffentlich gemacht. Demnach wurden dabei in keinem Unternehmen Hinweise auf einen tatsächlichen Einbruch gefunden, stattdessen gibt es drei unterschiedliche Erklärungsversuche. Wirklich entkräften können sie die Vorwürfe jedoch nicht.“
#provider #gchq

Drei Mythen über Open Educational Resources

„Das Urheberrecht, die Finanzierung und die Qualitätssicherung werden oft als Hürden genannt, die dem Einsatz von freien Lehr- und Lernmaterialien (Open Educational Resources) im Weg stünden. Dabei zeigen die Erfahrungen mit freien Lizenzen, Open-Source-Software und Wikipedia, dass kein Problem unüberwindbar ist, oft aber neue Antworten gefunden werden.“ Zusammengestellt auf irights.info.
#oer

Terrormiliz Islamischer Staat wechselt von Twitter zu Diaspora

„Weil soziale Netzwerke wie Twitter Inhalte der Terroristen des Islamischen Staats (IS) gezielt löscht, wechseln dessen Mitglieder offenbar auf dezentrale Alternativen. Die Betreiber von Diaspora erklären nun, wie schwierig es ist, dagegen vorzugehen.“ Es berichtete heise.de.
#diaspora #isis

Kritik am Uni-Betrieb: Wie die Generation “Gefällt mir” das Streiten verlernt

„Überall Konsens und Anpassung: Die Hochschuldozentin Christiane Florin kritisiert, dass in Seminarräumen nicht mehr diskutiert werde. Schuld daran seien allzu brave Studenten und marktkonforme Lehre.“ Im Interview mit der Dozentin auf sueddeutsche.de ist zu lesen: „Widerspruch als bloßer Reflex ist kein Ausweis von Intellekt und Individualität. Aber die Kulturtechnik der Debatte ist wichtig, Geisteswissenschaften leben doch von Kontroversen. Wo, wenn nicht an den Universitäten, kann geübt werden, Urteilskraft zu entwickeln – und nicht einfach zu allem und jedem ‘Gefällt mir’ zu sagen.“
#debatte #gefaelltmir

Studie zu sozialen Medien: Auch im Netz regiert die Schweigespirale

„Eine neue Studie des amerikanischen ‘Pew Research Center’ legt nahe, dass soziale Medien keineswegs im erhofften Maße zur Meinungspluralität bei kontrovers diskutierten Themen beitragen: Wer im richtigen Leben schweigt, der schweigt auch online. Trotz freier und unzensierter Informationen via Twitter vertrauen die Menschen etablierten Namen weiterhin mehr, wenn es darum geht, sich eine Meinung zu bilden. Jene Befragten, die schon im Offline-Gespräch keine Stellung zu den NSA-Enthüllungen beziehen wollten, sahen sich noch weitaus weniger ermutigt, das Thema im sozialen Netzwerk zu diskutieren. Daraus schließen die Forscher, dass Facebook und Co. keineswegs eine alternative Plattform zur Diskussion abweichender Meinungen stellen.“ Mehr auf faz.net.
#schweigespirale

Direkte Demokratie: Drei von vier Bürgern wollen mehr Mitsprache

Zu einer weiteren neuen Studie schreibt sueddeutsche.de: „Die Zahlen zeigten deutlich, dass eine repräsentative Demokratie, in der Parlamente den Bürgerwillen vertreten, ohne Elemente direkter Beteiligung der Wähler an der Entscheidungsfindung ‘nicht mehr funktioniert.’ […] Vor allem steigt den Antworten der Befragten zufolge die Zufriedenheit der Bürger mit der Arbeit ihrer Politiker, wenn sie selbst vor Entscheidungen gefragt und gehört wurden – oder sogar abstimmen durften. ‘Mehr direkte Beteiligung der Bürger stärkt also die Parlamente’, folgert Studienleiter Vehrkamp, und das sei nötiger denn je: In Sachsen rafften sich weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten dazu auf, ihren Landtag zu wählen.“
#direktedemokratie

Sexismus im Internet: Geh doch zu Hause du alte Sch…

„Politikerinnen werden im Internet sexistisch beleidigt. Mit steigendem Bekanntheitsgrad werden die Belästigungen schlimmer. Teilweise wird ihnen mit Mord gedroht.“ Neu ist das Phänomen indes nicht, schreibt faz.net: „Anonyme, hasserfüllte Nachrichten gegen Frauen gab es schon vor dem Internet. Sie kamen per Post, Fax oder Telefon. Als Dagmar Wöhrl vor zwanzig Jahren für die CSU in den Bundestag einzog, erhielt sie sehr viele Briefe. Auf die Aggression, die ihr daraus entgegenschlug, sei sie nicht vorbereitet gewesen, sagt sie. Damals war sie in Presse, Funk und Fernsehen sehr präsent, jedes Mal mit dem Zusatz ‘die frühere Miss Germany’, seltener mit der Bezeichnung ‘Rechtsanwältin’.“
#sexismus

Essaywettbewerb: Bildung heute. Bildungsideal einer digitalen Zeit

„Der Stifterverband ruft in Kooperation mit dem Hochschulforum Digitalisierung und der Initiative ‘Was bildet ihr uns ein?’ junge Leute dazu auf, sich in einem Essay mit dem Bildungsbegriff in einer von digitalen Medien geprägten Gesellschaft auseinanderzusetzen.“ Noch bis zum 31. Oktober kann man teilnehmen.
#bildungsideal


 

Debatte: Totalüberwachung? War da was?

„Die Bloggerin Anne Roth schätzt auf faz.net den aktuellen Stand der Debatte ein: „Unter der Überschrift ‘Überwachung und Geheimdienste’ werden derzeit Dinge skandalisiert, die von vielen als völlig normal empfunden werden. Natürlich ist es ein Problem, wenn eine deutsche Behörde sich verfassungswidrig verhält und die Bundesregierung nichts dagegen unternimmt. Aber gleichzeitig ist das auch deswegen ein Problem, weil das Gesamtphänomen Überwachung für die meisten Menschen wieder ein bisschen harmloser wirkt. Und wenn Verharmlosung auch nicht das Interesse der aktuellen BND-Berichterstattung ist, trifft sich dies mit dem Interesse der Regierung, die ganze Sache endlich unter den Teppich zu kehren.“ Und die Ausgespähten? Egal sei ihnen die Überwachung und der NSA-Skandal nicht. „Das wird zwar ständig wiederholt, stimmt aber nicht. […] Fast alle haben das Gefühl, dass sie mit der staatlichen Überwachung zwar nicht einverstanden, aber gleichzeitig auch völlig machtlos sind. Tenor: Das ist nicht in Ordnung, aber kann man halt nichts machen.“
#ueberwachung


 

Dieser Artikel steht unter der CC-by-Lizenz (mehr dazu). Der Name des Autors/Rechteinhabers soll wie folgt genannt werden: CC-by-Lizenz, Autorin: Ute Demuth für pb21.de.