Webschau Dezember 2014

Darüber sprach das Netz … die Vierfünfzig-Spezialausgabe

Rund vier Jahre und 50 Ausgaben, so lange und so oft gab es die Webschau auf pb21.de.

Das war’s auch schon mit der Statistik.

Hier nun ein weder wissenschaftlicher noch sonstwie objektiver Blick auf die vergangenen Webschauen: Was geblieben ist und was verschwunden ist.

Falls was fehlt: Wenn wir nicht mehr darüber berichten, kann man Verschwundenes mit etwas Glück hier archive.org finden.

Allen treuen (und auch den nicht so treuen) Webschau-Leserinnen und -Lesern danken wir für vier Jahre mitlesen, -kommentieren und -diskutieren!

Vier Jahre und 50 Ausgaben Webschau auf pb21.de

Vier Jahre und 50 Ausgaben Webschau


Kurzmeldungen

Was es nicht mehr gibt

Zum Beispiel die VZ-Netzwerke. Dass SchülerVZ wird zur Lernplattform wird, schrieben wir vor gut zwei Jahren: „SchülerVZ heißt künftig Idpool.de und soll im vierten Quartal dieses Jahres neu gestartet werden: ‚Damit soll die Seite schrittweise in Richtung Lernplattform umgebaut werden – eine Nische, die noch nicht vom übermächtigen Konkurrenten Facebook besetzt ist.’“ Die Schließung erfolgte wenige Monate später im April 2013.
#vz-netzwerke

Wen es nicht mehr gibt

„Karl-Theodor zu Guttenbergs Rücktritt wird auch intensiv unter dem Aspekt der Macht des Internet diskutiert: In einem Wiki hatten Netznutzer/innen in gemeinsamer Arbeit die Dissertation des Ex-Ministers untersucht.“ Das meldeten wir im März 2011.
Die auf storify.com dokumentierten Geschehnisse um den Ex-Bundespräsidenten Wulff haben wir ein Jahr später verlinkt: „Der Privatkredit, die Nachricht auf Diekmanns Mailbox, die Entschuldigung im TV und der Rücktritt: Der Fall Wulff und die Reaktionen.“
#wulff #guttenberg

Da, aber doch nicht so richtig da

Erster Fall: Diaspora
Im März 2011 stellte heise.de das quelloffene und datenschutzfreundliche Netzwerk vor: „Aufbruch in die Diaspora. Anders als bei Facebook und der Konkurrenz kann man verschiedene soziale Kreise leicht voneinander trennen.“ Im Juli 2012 schrieben wir: „Netzwerke wie zum Beispiel Diaspora leiden unter zu wenig Nutzerinnen und Nutzern.“ Auch die Snowden-Enthüllungen im Jahr darauf halfen nicht: „Weder die Facebook-Alternative Diaspora noch der Kartendienst Open-Street-Map oder die Dropbox-Alternative Owncloud weisen eine klare Aufwärtsbewegung auf.“ Und heise.de schreibt Mitte 2013: „Diaspora ist tot, es lebe Diaspora!“ und beschreibt was dem Netzwerk fehlt: „Nicht nur Entwickler sind gesucht. Auch technisch weniger versierte Nutzer werden gebraucht und können bei Entscheidungen mitdiskutieren.“
#diaspora

Zweiter Fall: Leistungsschutzrecht
Das Gesetz ist seit August 2013 in Kraft: Verleger möchten mitverdienen, wenn Inhalte, die sie ins Netz gestellt haben, verlinkt und von anderen genutzt werden. Das Geschäftsmodell der Suchmaschinen sei darauf ausgerichtet, für die eigene Wertschöpfung auf die verlegerische Leistung zuzugreifen, so lautete die Gesetzesbegründung. In seiner Stellungnahme schrieb Till Kreutzer auf irights.info, dass „Suchmaschinen weder die Leistungen von Verlagen oder anderen Content-Anbietern im Internet übernehmen. Sie sind vielmehr elementarer Bestandteil der Infrastruktur des Internets, indem sie die Informationen, die im Netz vorhanden sind, strukturieren und auffindbar machen.“ Dass das Gesetz nicht verhindert werden konnte, hatte zu einer Diskussion über den politischen Einfluss der „Netzszene“ geführt. Stand der Dinge jetzt: Wer wie von wem Gebühren kassieren darf, ist nach wie vor unklar.
#lsr

Was es immer noch gibt

a. Gutes
Im August 2011 startete die Website „FragDenStaat“: Die Seite veröffentlicht Anfragen von Bürger/innen nach den Informationsgesetzen des Bundes. Zum ersten Geburtstag schrieb zeit.de: „Nicht immer gelingt es ‘Frag den Staat’, den Bürgern wirklich zu ihrem Informationsrecht zu verhelfen. Das ist nicht den Seitenbetreibern anzulasten, sondern der Umständlichkeit und Widerständigkeit der Behörden. Auch wenn die Antwort ausbleibt, kann eine Anfrage über ‘Frag den Staat’ sinnvoll sein. Denn auf diese Weise wird die schlechte Informationspolitik einiger Behörden offengelegt.“
2014 konnte die Plattform einen juristischen Streit mit der Bundesregierung für sich entscheiden: „Wegen der Veröffentlichung eines Gutachtens ließ das Innenministerium die Internetseite FragdenStaat.de abmahnen. Die wehrte sich vor Gericht und bekam nun recht. Den von der Regierung angeführten Verstoß gegen das Urheberrecht mochten die Richter nicht erkennen.“ meldete spiegel.de.
#fragdenstaat

b. nicht so Gutes
Eine der wichtigsten und folgenreichsten Nachrichten war die zu den Enthüllungen Edward Snowdens. Unter dem Titel „Was bisher geschah: Zeitleiste zum NSA-Überwachungsskandal“ hat heise.de alle Meldungen, Artikel und Kommentare zusammengestellt, die seit dem 6. Juni 2013 zum NSA-Überwachungsskandal veröffentlicht worden sind. Die Zeitleiste wird periodisch aktualisiert.
Im Mai dieses Jahres meldeten wir: Die Enthüllungen werden ausgezeichnet, der Skandal geht weiter. Die Zeit dazu: „’Guardian’ und ‘Washington Post’ erhalten für ihre Berichte über die Snowden-Enthüllungen den Pulitzerpreis. Das war zu erwarten – beendet den Skandal aber nicht. Die Preisentscheidung der Columbia University unterstreicht, dass es eine rege Debatte in den USA über die Arbeit der Geheimdienste gibt. Doch die ist noch lange nicht beendet – die Debatte nicht und auch nicht die Spionagearbeit der NSA.“
#nsa #snowden

The NSA and surveillance … made simple – eine Animation:

und was kann man dagegen tun?
Wir basteln uns ein tragbares Funkloch: Über Kunst gegen Überwachung berichtete spiegel.de: „Eine Handytasche blockiert alle Funksignale. Damit Telefone nicht ständig ihren Aufenthaltsort preisgeben, näht Aram Bartholl Hüllen aus Abschirmvlies. Mit seiner Bastelarbeit will der Berliner Künstler aber noch mehr erreichen: ‘Es geht vor allem darum, sich klarzumachen: Das Handy ist eine Wanze’, sagt Bartholl. Die Provider wissen, wo ein eingeschaltetes Telefon ist. Zum Teil werden diese Daten über Monate gespeichert.“ Kunst könne helfen, die Wahrnehmung zu schärfen.
#kunst #funkloch

Geburtstage

CCC
Im September 2011 wurde der CCC (Chaos Computer Club) 30. Die Zeit schrieb: „… in den meisten Fällen agierten die Hacker wie geduldige Schülerlotsen für eine Gesellschaft, in deren Alltag die Computerei einbrach – indem sie Gefahren aufzeigten und ein Verständnis für elektronische Sicherheit weckten.“

Commodore 64
„Das klobige Gehäuse erinnerte an einen Brotkasten, im Inneren taten ein Prozessor mit 0,985 Megahertz und 64 Kilobyte Arbeitsspeicher gemütlich ihren Dienst. Vor 30 Jahren stellte Commodore den Heimrechner vor, der dann als meistverkaufter Computer der Welt in die Technikgeschichte einging. Er verhalf dem PC zum Durchbruch.“ Das schrieb focus.de zum Geburtstag 2012.

E-Mail
„Das Internet hat eigentlich immer Geburtstag. Feiern wir den 30. Geburtstag der E-Mail, für die einen der Niedergang der Briefkultur, für die anderen die wichtigste Erfindung seit dem Faustkeil.“ heise.de.

Und noch was Jüngeres: Der Ur-Browser Netscape Navigator wurde 20 Jahre alt, Podcasts zehn.
#ccc #commodore64 #e-mail #netscape #podcast

Was schon älter, aber immer noch schön ist

Visualisierungen
März 2011: Malte Spitz, Mitglied im Bundesvorstand der Grünen, hat die ihm vom Mobilfunkbetreiber T-Mobile ausgehändigten Vorratsdaten in einer interaktiven Karte visualisieren und auf Zeit online veröffentlichen lassen.
Ein Jahr später fragt die Berliner Gazette, wer in der Fukushima-Debatte die lauteste Stimme im Internet hat: „Die Dreifachkatastrophe vom 11. März vergangenen Jahres hat im Internet eine schier unüberschaubare Gemengelage von Stimmen hervorgebracht: staatliche vs. zivilgesellschaftliche Quellen. Der Medienwissenschaftler Jean-Christophe Plantin hat sie untersucht und seine Analyse in einer Karte visualisiert.“
#visualisierung

Was fast schon wieder vergessen ist

Deutsche Digitale Bibliothek
„Nach fünf Jahren Aufbauzeit und einigen Verzögerungen haben Vertreter von Bund und Ländern den Startschuss für die Deutsche Digitalen Bibliothek (DDB) gegeben. In der Testphase für das geplante Zugangsportal zu Kultur und Wissen bietet die DDB zunächst Zugriff auf etwa 5,6 Millionen Datensätze. Damit verknüpft sei das wichtige medienpolitische Ziel, die Chancen der Digitalisierung möglichst allen zu öffnen und so zur Meinungs- und Willensbildung in der Demokratie beizutragen.“ Das meldeten wir im Dezember 2012 (via heise.de). Inzwischen sind es über 10 Millionen Datensätze und die „Bibliothek baut ihre Social Media Aktivitäten aus“.
#ddb

Wo wird in Deutschland rechtsextrem gewählt?
Ende 2012 machten wir auf dies aufmerksam: Auf dem Open Data-Blog auf zeit.de ist visualisiert, wo 2009 per Zweitstimme für die rechtsextremen Parteien NPD, DVU oder REP gestimmt wurde.
Auch zum Thema: Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung ergab, dass „immer mehr Deutsche ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild haben. Besonders stark gestiegen ist die Ausländerfeindlichkeit in Ostdeutschland.“, berichtet ebenfalls zeit.de.
#rechtsextrem

Dieser Artikel steht unter der CC-by-Lizenz (mehr dazu). Der Name des Autors/Rechteinhabers soll wie folgt genannt werden: CC-by-Lizenz, Autorin: Ute Demuth für pb21.de.

 

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