Darüber spricht das Netz … zum Jahresende
Für pb21.de – Web 2.0 in der politischen Bildung schrieb ich jeden Monat eine Webschau. Am 30.12.2014 ist Schluss, die Seite geht in den Archiv-Modus. Mehr dazu auf pb21.de selbst.
In der letzten regulären Webschau geht es um diese Themen: Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist Deutschland Schlusslicht, dazu haben wir einen Schwerpunkt zusammengestellt. Weitere Studien stellen das Existieren der so genannten Filterblase in Frage und finden heraus, dass viel manchmal tatsächlich viel hilft – zumindest in der Kommunikation mit Jugendlichen. Einen ersten Jahresrückblick gibt es auch.
Lesetipp: Das Netz 2014/2015. Jahresrückblick Netzpolitik
„Auf irights-media.de wird die am 10.12. erscheinende Publikation angekündigt: Sie „ist ein Rückblick auf ein turbulentes Jahr der Netzpolitik und wagt gleichzeitig Ausblicke in unsere digitale Zukunft. Alle Bereiche der Gesellschaft sind von netzpolitischen Fragen, Problemen und Entwicklungen betroffen. Im dritten Jahr nacheinander informieren wir, diesmal auf über 300 Seiten, über die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen rund um Datenschutz, die Digitale Agenda der Bundesregierung, Mobilität, Roboter, den gesellschaftlichen Umgang mit unseren Daten, die Manipulation unserer Gesellschaft durch Überwachung, wie das Internet regiert werden soll, wie das Internet in Zukunft unsere Bildung beeinflussen wird, welche Kapriolen das Urheberrecht schlägt, Open Source und digitale Strategien in der Wirtschaft, Kultur im Netz und internationale Blickwinkel.“
#netzpolitik #jahresrueckblick
Kurzmeldungen
Schwerpunkt: Schule und Digitalisierung
Peinliches Studienergebnis für Deutschland
„Deutsche Schulen stehen bei der Computernutzung im internationalen Vergleich am Ende der Liste.“ Die Leiterin der ICILS- Studie, Birgit Eickelmann, meint auf zeit.de: „Mit diesem schlechten Ergebnis haben wir nicht gerechnet. Aber wenn man sich die Ausstattung der Schulen mit Computern oder die geringe Bedeutung des Themas in der Pädagogenausbildung anschaut, dann ist klar: Viel besser hätten wir im internationalen Vergleich nicht abschneiden können.“
#icils
… und die Debatte im Netz:
Lehrer nennen Ausstattung der Schulen „mittelalterlich“
„Zu wenig Computer, veraltete Geräte und keine Unterstützung von Seiten der Behörden: Die Lehrer sehen die Schuld nicht bei sich, wenn es um die schlechte Computer-Bildung der Schüler geht.“ Auf stern.de ist weiter zu lesen: Lehrer eignen sich ihre Kenntnisse meist privat an, Fortbildungen werden nur selten angeboten.
Auf faz.net bekommen Lehrerinnen und Lehrer Unterstützung von der Leiterin der Studie: „Unsere Lehrer nutzen weit unterdurchschnittlich digitale Technologien im Unterricht. Das ist, ganz wichtig, keine Lehrerschelte. Die Lehrer, die gern neue Technologien nutzen würden, finden im Moment gar nicht die geeigneten Rahmenbedingungen vor, die ein modernes Lehren und Lernen ermöglichen würden. Das ist der eigentliche Skandal an der Studie.“
#lehrerfortbildung #computer-bildung
„Wir vergeuden das Potential einer ganzen Schülergeneration“
so Eickelmann weiter. „Bestimmte Schülergruppen verlieren wir auf dem Weg in die Wissensgesellschaft. Schüler, die sich das nicht selbstständig aneignen können, die nicht in Kontexten aufwachsen, die diese Entwicklungen ermöglichen. Es gibt eine starke Koppelung zur sozialen Lage der Schülerfamilien. Wir sortieren im Moment bestimmte Kinder und Jugendliche systematisch aus, und sie haben außerhalb des Schulsystems keine Chancen, sich das selber draufzuschaffen.“
#ausgrenzung #schulsystem
Es geht auch anders
Die Zukunft des Lernens hat begonnen, meint der Kölner Stadtanzeiger, ksta.de: „In Kölner Schulen werden seit einiger Zeit iPads in den Unterricht mit einbezogen. Die Schulen sind überzeugt von den Möglichkeiten der neuen Technik: Es wird leichter, Kinder je nach ihren Fähigkeiten und ihrem jeweiligen Lernstand individuell zu fördern. Je mehr Schulen und Kollegen einsteigen, desto leichter wird es zudem, von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Die Vernetzung ermöglicht einen Wissens- und Erfahrungsaustausch, wie es ihn bislang nicht gab.“ Und: „Die Art des Lernens ändert sich, die Motivation und die Aufmerksamkeit der Schüler steigt auch in Randstunden.“
#zukunft
Und als Ergänzung: Wie wirksam sind digitale Medien im Unterricht? Dieser Frage ist die gleichnamige Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung auf der Spur.
#studie #bertelsmann
Gut zu wissen: Viel Kommunikation hilft viel
Auf eine entsprechende Studie weist bitsnkids.de hin: „Während man intuitiv wohl eher annehmen würde, dass wir uns durch zunehmende Nutzung von Kommunikationstechnologien immer mehr voneinander entfremden, scheint in der Beziehung von Eltern und ihren heranwachsenden Kindern das genaue Gegenteil der Fall zu sein. Die Beziehung zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern ist umso besser und intensiver, je mehr zeitgemäße Medien die Eltern für die Kommunikation mit ihren Kindern nutzen.“
#kommunikation #jugendliche
Geplatzte Blase
„Auf Facebook oder Twitter leben wir nicht unter unseren persönlichen Käseglocken, sondern inmitten eines ideologisch differenzierten Netzwerks. Wer an die Filterblase glaubt, der vergesse die Bedeutung der sogenannten weak ties – entfernte Bekannte, zu denen man nur über Social Media Kontakt hält. Ein Freundeskreis im Internet sei politisch heterogener als sein Offline-Äquivalent. Die Welt jenseits des Netzes erleben wir durch eine viel stärkere Filterblase.“ Von der zugehörigen Studie berichtet sueddeutsche.de.
#filterbubble
Inhalte einbetten: Was genau erlaubt der Europäische Gerichtshof?
… das ist auf irights.info zu lesen: „Wer fremde Inhalte von einer Videoplattform einbettet, verletzt in der Regel keine Urheberrechte. Das hat der Europäische Gerichtshof im Fall ‚Bestwater‘ entschieden. Was aber ist die Regel, was die Ausnahme, wenn man Inhalte einbettet? Der Beschluss nennt zwar zwei Kriterien dafür, lässt aber dennoch entscheidende Punkte im Unklaren.“
#videoseinbetten
Daten – Ware und Währung? So denken die deutschen Internetnutzer
„Seit Facebook, Amazon und Google ist es kein Geheimnis mehr, dass persönliche Userdaten zur Ware und Währung im Internet geworden sind. Wie vielen deutschen Internetnutzer ist dieses aber tatsächlich bewusst? Was denken sie über Weiterverwendung ihrer Daten im Internet? Sind die Nutzer vielleicht bereit, statt Ihre Daten herzugeben, Geld für bisher kostenlose Dienste zu bezahlen?“ Einen ersten Überblick kann man sich über eine Infografik auf divsi.de (Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet) verschaffen.
#datenalsware #datenalswaehrung
Debatte: „Wir werden manipulierbar und unfrei“
„Der gläserne Patient: Generali lockt Kunden mit einer ermäßigten Krankenversicherung, wenn sie per App belegen, dass sie Sport treiben.“ In diesem Zusammenhang warnt Juli Zeh auf sueddeutsche.de vor totalitären Strukturen im Gewand von Serviceangeboten.
Und telepolis.de dazu: „Selbst wenn man die Generali-Pläne gut hieße, wäre immer noch eine gesellschaftliche Debatte über die inhaltlichen Vorstellungen zu führen, die hinter einem solchen und ähnlichen Programmen stehen. Darüber, dass sportliche Betätigung gesundheitlich zuträglich ist, mag es noch einen Konsens geben. Doch wie viel ist genug und wann wird zu viel Sport auch der Gesundheit zu viel? Wie sieht überhaupt eine gesunde Ernährung aus? Wieviel Fleisch ist dem Einzelnen erlaubt, bevor er seine Bonuspunkte verliert?“
Christopher Lauer sieht auf tagesspiegel.de eine „Diktatur der Software“ aufziehen – und meint, ähnlich wie Julie Zeh, dass solche Vorhaben den Abschied vom Solidaritätsprinzip bedeuten.
#krankheit #gesundheit #solidaritaet
Dieser Artikel steht unter der CC-by-Lizenz (mehr dazu). Der Name des Autors/Rechteinhabers soll wie folgt genannt werden: CC-by-Lizenz, Autorin: Ute Demuth für pb21.de.